Beratung bei der Bewerbung um ein Promotionsstipendium
Mit einem Promotionsstipendium in der Deutschdidaktik promovieren
Das Stipendium stellt einen möglichen Finanzierungsweg für die Promotion dar, der sowohl einige Chancen als Herausforderungen verglichen mit Haushalts- oder Projektstellen bietet. Im Folgenden wollen wir diese näher betrachten, um angehende Doktorand*innen bei der Entscheidungsfindung zu unterstützen. Hast Du Dich schon für ein Promotionsstipendium entschieden und möchtest zu deinem Exposé oder zum Auswahlverfahren beraten werden, wende dich bitte an unsere Kontaktperson. Sie wird dich dann an kompetente Berater*innen weiterleiten.
Wir haben auf dieser Seite einige Informationen rund um die Bewerbung um ein Promotionsstipendium zusammengestellt (Download als PDF, 476 KB):
→ Chancen des Promotionsstipendiums
→ Herausforderungen
→ Kontaktaufnahme
Einige Chancen des Promotionsstipendiums
1. Volle Konzentration
Während der Promotion über ein Stipendium kannst Du Dich voll und ganz auf Deine Promotion konzentrieren. Das klingt banal, ist aber bei anderen Stellenformaten nicht selbstverständlich. Bei Haushaltsstellen fallen i.d.R. Lehrverpflichtungen an, die insbesondere zu Beginn der Tätigkeit viel Zeit beanspruchen. Zum Teil müssen Promovierende zusätzlich auch Aufgaben in der akademischen Selbstverwaltung oder Studienberatungstätigkeiten übernehmen. Bei Projektstellen hingegen ist das Tagesgeschäft (z.B. Koordination von Terminen, Durchführung von Fortbildungen, Erhebung von Daten, Publikationen) äußerst involvierend, sodass unzählige Termine und Deadlines der Weiterarbeit an der Promotion entgegenstehen. Mit einem Promotionsstipendium kann man sich in der Regel voll und ganz auf die eigene Forschung konzentrieren – ein Privileg, das in der Wissenschaft erstaunlicherweise eher die Ausnahme als die Regel darstellt. Nichtsdestotrotz haben aber auch Stipendiat*innen die Möglichkeit, sich an den vielfältigen Lehrstuhlaufgaben zu beteiligen (z.B. durch Lehraufträge, eine zusätzliche Mitarbeiter- oder Hilfskraftstelle o.ä.). Hier gilt es, gemeinsam mit der Betreuerin/dem Betreuer die richtige Balance zu finden.
2. Ideelle Förderung
Insbesondere die großen Stiftungen und Förderwerke bieten ein umfangreiches Förderprogramm an, das die eigene Qualifikation flankiert und auch bei künftigen Bewerbungen in- und außerhalb der Wissenschaft gut aussieht. So werden beispielsweise exklusive Sprachkurse, Promovierendenforen oder Vernetzungsmöglichkeiten angeboten, an denen man – abgesehen von einer Teilnehmendenpauschale – weitestgehend kostenfrei partizipieren kann. Art und Umfang solcher Förderprogramme unterscheiden sich drastisch je nach Stipendiengeber und nicht jedes Förderprogramm passt zu den persönlichen Vorstellungen. Hier lohnt eine genaue Auseinandersetzung mit den zahlreichen Angeboten sowie ein Gespräch mit bereits Geförderten.
3. Brutto = Netto
Nicht selten steht die Frage im Raum, ob die rund 1.350€, die derzeit (Stand November 2020) von den meisten Stipendiengebern als Finanzierungssatz angeboten werden, überhaupt zum Leben reichen. Zu beachten ist hier, dass Stipendien steuerfreie Zuwendungen sind, man also die 1.350€ eins zu eins auf das Konto überwiesen bekommt. Bei einer halben Stelle im öffentlichen Dienst landet man meist nach Abzug der üblichen Steuern und Abgaben bei einem vergleichbaren Satz. Außerdem erhält man je nach Stipendiengeber und persönlichen Voraussetzungen zusätzliche Forschungs- und Reisepauschalen sowie Familien- und Krankenversicherungszuschläge über den Basissatz hinaus. Insbesondere die Krankenversicherungszuschläge sind nicht unwichtig, da man sich als Stipendiat*in i.d.R. freiwillig krankenversichern muss, was – je nach Krankenkasse und individuellen Umständen – mehrere hundert Euro kosten kann. Die finanzielle Ideallösung, die nicht bei allen Stipendiengebern möglich ist, stellt in diesem Zusammenhang ein Stipendium in Kombination mit einer Mitarbeiterstelle (25%) dar, da man in diesem Fall über die Uni krankenversichert ist und einen guten Zuverdienst aufstockt. Im Gegenzug seid ihr dann natürlich wieder stärker in Lehr- und Verwaltungsaufgaben an eurem Lehrstuhl eingebunden.
Einige Herausforderungen
1. Aller Anfang ist schwer.
Die oben skizzierten Vorteile sind nicht umsonst zu haben. Wer durch eine Stiftung oder Landesgraduiertenförderung unterstützt werden will, muss zunächst die persönliche Eignung unter Beweis stellen. Gute Noten sind hier wichtig, aber keineswegs allein ausschlaggebend. Entscheidend ist vor allem die Projektidee, die in ein schlüssiges Exposé gepackt werden muss, um damit die Gutachter*innen zu überzeugen. Außerdem kann man bei der Bewerbung durch den Nachweis von ehrenamtlichem oder sonstigem außergewöhnlichem Engagement punkten, und zwar insbesondere bei den ‚großen Stiftungen‘, die viel Wert darauf legen, dass ihre Stipendiat*innen etwas von der Förderung in die Gesellschaft zurücktragen. Abstreiten lässt sich zwar nicht, dass der Bewerbungsaufwand für ein Promotionsstipendium insgesamt um ein Vielfaches höher ist, als schlicht das freundliche Stellenangebot der zukünftigen Betreuerin/des Betreuers anzunehmen. Der Mehraufwand ist aber nicht vergebens, da das Schreiben des Exposés zur vertieften Auseinandersetzung mit dem Untersuchungsgegenstand anregt und man zudem die eigenen Ziele und Zukunftsvorstellungen reflektiert.
2. Die Unabhängigkeitsfalle
Hinter der oben skizzierten Unabhängigkeit lauern einige Gefahren, deren man sich bei Antritt eines Promotionsstipendiums bewusst sein sollte. Denn wer die viele Forschungszeit – zugespitzt formuliert – nur im stillen Kämmerlein verbringt und seine Promotion im Turbomodus vorantreibt, muss nicht zwingend davon profitieren. Gerade in kleineren Disziplinen wie der Deutschdidaktik ist es nämlich nicht irrelevant, ob man sich im Laufe der Promotion gut vernetzt, bspw. indem man sein Projekt schon im Entstehungsprozess auf (Nachwuchs-)Tagungen der Fachcommunity (wiederholt) vorstellt. Zudem kann es, insbesondere im Rahmen einer universitären Karrierelaufbahn, nicht schaden, zumindest die ein oder andere Lehrveranstaltung gegeben oder Gremienerfahrung gesammelt zu haben, da beides in vielen Stellenformaten, die sich an die Promotion anschließen (Lehrkraft für besondere Aufgaben, Akademische/r Rat/Rätin, Juniorprofessur, Post-Doc-Stelle), vorausgesetzt wird. Hier ist es am besten, die persönlichen Ambitionen zeitnah mit der Betreuerin/dem Betreuer abzusprechen, sodass individuelle Lösungen gefunden werden können. Insgesamt wird aus diesen Überlegungen deutlich, dass ein Promotionsstipendium ein besonders hohes Maß an Eigeninitiative erfordert, wenn es darum geht, nicht ins Abseits zu geraten. Angebote gibt es in jedem Fall viele (z. B. auch durch die universitätseigenen Graduiertenakademien oder Promovierendenzentren), man muss sie allerdings aktiv einfordern.
3. Eine gute Betreuung ist die halbe Miete.
Dass der Erfolg einer Promotion auch damit steht und fällt, wie gut man im Promotionsprozess betreut wird, hat zunächst einmal wenig mit der Finanzierungsart zu tun. Gerade bei der Promotion über ein Stipendium ist die Betreuung aber besonders wichtig. Aufgrund des knappen Zeitbudgets müssen weichenstellende Entscheidungen relativ zeitnah getroffen werden, obgleich man deren Folgen als Anfänger*in zumeist kaum übersehen kann. Ein regelmäßiger Austausch mit der Betreuerin/dem Betreuer ist schon aus diesem Grund unabdingbar. Hinzu kommt dann auch einiger Papierkram, bei dem man sich auf die Betreuung verlassen können muss (Empfehlungsschreibungen im Bewerbungsverfahren, Hilfe bei der Suche einer/eines externen Gutachterin/Gutachters, Unterstützung beim Schreiben der Zwischenberichte etc.). Möglicherweise hilft es hier, gleich zu Beginn der Promotion regelmäßige Treffen zu vereinbaren, optimalerweise auch in Verbindung mit der Teilnahme am lehrstuhleigenen Forschungskolloquium, an das auch andere Doktorand*innen angebunden sind (sofern vorhanden).
Kontaktaufnahme
Wenn Du aktuell dabei bist, Dich über Stipendiengeber zu informieren, dein Exposé zu schreiben oder Dich auf dein Auswahlgespräch vorzubereiten, kann es nicht schaden, ein Feedback von bereits geförderten Stipendiat*innen aus der eigenen Community einzuholen. Nimm gerne Kontakt zur entsprechenden Ansprechperson auf. Sie wird Dich an erfahrene Stipendiat*innen vermitteln, die gerade an ihrer Promotion arbeiten oder diese schon abgeschlossen haben und die sich entweder mit dem von Dir favorisierten Stipendiengeber auskennen und/oder vertieftes Fachwissen in dem Themengebiet deiner Dissertation mitbringen. Insofern wäre es hilfreich, wenn Du in der E-Mail bereits darauf eingehen könntest, in welchem Bereich der Deutschdidaktik du promovieren wirst/willst (z.B. Sprachdidaktik, Literaturdidaktik, DaZ/DaF) und bei welchen Stipendiengebern Du Dich bewerben willst.
Ansprechperson:
Florian Hesse
florian.hesse[at]uni-jena.de